Mittwoch, 3. Februar 2010

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"Razzia in 600 deutschen Bordellen: Ein engmaschiges Netz von Zuhältern, Geldwäschern und Schleusern vermutet die Polizei in der deutschen Bordell-Szene. Mit einer Großrazzia ging das BKA nun gegen die Menschenhändler vor ...
Den Eltern würden regelmäßige Zahlungen aus Europa versprochen, berichtete der rheinland-pfälzische LKA-Chef Wolfgang Hertinger. Die Opfer verpflichteten sich, die durch die Schleusung entstehenden Kosten abzuzahlen. So könnten Schulden von bis zu 70 000 Euro auf die Frauen zukommen. Durch eine Voodoo-ähnliche Praktik, in Nigeria als „Juju“ bekannt, würden die Frauen und Mädchen zur Einhaltung ihrer Pflichten gezwungen. Kontrolliert würden sie von durchweg weiblichen Zuhältern, den sogenannten Madames. Auch dies sei eine westafrikanische Besonderheit."




Zwangsprostitution: "Mit psychischer Folter machen nigerianische Priester junge Frauen gefügig - eine Abhängigkeit, die sie sogar bis nach Europa verfolgt. Die Aussteigerin Joana Adesuwa Reiterer erzählt."






Nigeria:



In ethnischer Sicht ist Nigeria ein Vielvölkerstaat. Mehr als 400 unterschiedliche Sprach- und Volksgruppen sind in den verschiedenen Regionen des Landes verteilt. Die größten ethnischen Gruppen stellen die Haussa-Fulani (32%) im Norden, gefolgt von den Yoruba (21%)im Südwesten und den Igbo (18%) im Südosten. Die Minderheiten umfassen u.a. die Kanuri (4%) im Nordosten, die Nupe (1,7%) und Tiv (2,5%) im Mittelgürtel "Middle Belt", die Edo (3,4%) im Südwesten sowie die Ijaw (1,8%) und die Ibibio (3,4%) im Südosten. Das Problem der Machtverteilung zwischen den Ethnien führt laufend zu Konflikten in Nigeria, da die Minderheiten oft das politische Gewicht der großen Volksgruppen als Dominanz empfinden. Fakt ist, dass das gesellschaftliche Leben heute im Land durch Stammesdenken, Machtkämpfe und Religion bestimmt wird.





Islam:



Aus den Marktzentren des Transsahara-Handels am Tschadsee entwickelte sich im 9. Jahrhundert das Reich Kanem-Bornu im Nordosten Nigerias. Hier begann die Islamisierung des Nordens Nigerias. Denn die Herrscher dieses Reiches waren die ersten, die im 11. Jahrhundert zum Islam übertraten. Zwischen dem 11. und 15. Jahrhundert breitete sich durch den Transsahara-Handel der Islam in die benachbarten Haussa-Staaten (Kano, Katsina, Zaria) aus. Eine völlige Islamisierung des Haussa-Gebietes setzte 1804 mit dem Jihad unter der Führung des Islamgelehrten Usman Dan Fodio ein, der mit der Gründung des Kalifats Sokoto und dem Vordringen bis nach Ilorin im nördlichen Yoruba-Land die Stellung des Islam endgültig festigte.






Das Christentum:



Abgesehen von Niederlassungen einzelner Missionare in den großen Sklavenumschlagplätzen (Badagry, Calabar, Lagos) begann eine systematische christliche Missionierung erst um 1842, ausgehend vom "Fourah Bay College" in Freetown/Sierra Leone, wo Großbritannien befreite Sklaven angesiedelt hatte. So stammte auch der erste Bischof Nigers (Westafrika), Samuel Ajayi Crowther, von dort. Den Anfang der Christanisierung machten die anglikanischen Missionare aus England. In den Folgejahren breitete sich das Christentum im Süden Nigerias nach und nach aus. Das Zentrum der Missionierung war die Stadt Abeokuta im Südwesten Nigerias. Die erste Missionsstation im Südosten Nigerias wurde erst 1885 in Onitsha gegründet.






Die Naturreligionen:



Trotz der Anfeindungen der etablierten Glaubenseinrichtungen über Jahrhunderte hinweg haben sich die traditionellen Religionen behaupten können, ja sie erleben eine Art Renaissance. Je nach Volksgruppe glaubt man an Erdgeister, Wassergötter, Ahnengeister, Gottheiten, Magie und Zauberei. Ausgeprägt bei den Volksgruppen im Süden Nigerias ist der "Juju-Glaube", in dessen Zentrum Juju als magische Zauberkraft steht. Erscheinungsformen sind Juju-Wälder, Juju-Flüsse, Juju-Pflanzen, Juju-Bäume oder auch Gegenstände wie Amulett und Talisman.
Trotz der Akzeptanz von Christentum und Islam sucht die breite Mehrheit der nigerianischen Bevölkerung im Juju Schutz vor fremden Mächten. Die nominelle Zugehörigkeit zu einer etablierten Religion bedeutet für viele Afrikaner keineswegs die Aufgabe ihrer traditionellen Religion. Das ist nur für Europäer ein Widerspruch.







Politische und gesellschaftliche Bedeutung von Religionen



Über den Islam und seine Glaubensinhalte wird wenig diskutiert. Das Problem der Moslembruderschaften wird zunächst als ein islamisches Problem angesehen. Anhänger von traditionellen Religionen stellen sich und ihren Glauben nicht öffentlich zur Diskussion. Christen dagegen diskutieren unentwegt über Vor- bzw. Nachteile der einzelnen Kirchen oder einzelner Prediger. Ein Wechsel von einer Kirche zur anderen geht problemlos. An Boden gewonnen haben in den letzten Jahren die evangelikalen Kirchen amerikanischer Prägung. Der Tagesablauf in muslimischen Gebieten wird durch die Gebetszeiten festgelegt. Frauen - besonders mit Kleinkindern - fürchten vor allem den sog. "bösen Blick". Dagegen schützen sie sich durch Amulette, die um den Hals getragen werden. Im islamischen Kontext handelt es sich oft um einen eingenähten Koranspruch oder um "Fatimas Hand", Christen tragen vorwiegend ein Kreuz und die Anhänger der traditionellen Yoruba-Religion bevorzugen die "Axt des Donnergottes Shango". Ende Zitat






21 % aller Nigerianer sind Yoruba. Sie leben vor allem in den südwestlichen Bundesstaaten Oyo, Ogun, Lagos, Ondo, Osun, Ekiti und Kwara, ferner in den Nachbarstaaten Benin, Ghana und Togo.














Ein Bild des Künstlers Harvey Dinnerstein - Rene und Oshun








Siehe ISLA-Eintrag vom 20. Oktober 2008: Göttin des Tages. Heute in Luisa Francia, Eine Göttin für jeden Tag, der Vorschlag:


Oschun (Oshun, Osun)
Nigeria

"Oschun, die Yoruba-Göttin des fruchtbaren Wassers, 'färbt ihre Wangen mit dem Blut ihrer Feinde.'"





Woher dieses reizende Zitat kommt, steht leider nicht im Buch. Ich verlinke daher den Wikipedia-Eintrag über die Göttin Oshun mit dem Hinweis, dass ihr Hain (dank der Grazer Künstlerin Susanne Wenger) zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört und blättere gerade noch mal in meinem eigenen Blog zu dem Beitrag "Ob Hören bewegen kann": "Mich jedenfalls schon. Den Hinweis auf Angelique Kidjo habe ich beim Stöbern im 'Parteibuch' gefunden. Lieder wie Summertime singt sie in der Sprache ihrer Heimat, der Yoruba-Sprache.




















Von den Yoruba haben sich auch europäische Künstlerinnen inspirieren lassen und die weltweite Göttinnen-Bewegung erinnert an die Mythologien der Yoruba:



Schlangengesang 31: Wasserausgabe
Yemaja – die afro-karibische Santeria-Göttin des Wassers



Yemaja verfügt über viele Gesichter, viele Namen und viele Mythen. Sie ist eine Göttin vieler Völker und in vielen Ländern zuhause. Wenn wir uns die Verehrung der Yemaja betrachten, schlagen wir einen großen Bogen von Afrika über Kuba und die Karibik, bis nach Nord- und Südamerika. Und nicht nur das, Yemaja wird bis heute verehrt, sie hat viele Generationen und viel Ungemach überdauert: aus Afrika, genauer Nigeria, wurde sie über den Sklavenhandel mit ihrem Volk, den Yoruba, nach Kuba exportiert. In der Karibik überstand sie die Zeit der Sklaverei in den Zuckerrohrplantagen durch die Synkretisierung mit der christlichen Maria. Schließlich wanderte sie mit ihren Verehrern auf den amerikanischen Kontinent ein und ist heute sogar in Europa zuhause. Die weite Reise ist also nicht nur über Kontinente hinaus zu verstehen, sondern beinhaltet auch die Wandlungs-fähigkeit im Bezug auf ihren Kult, der die Symbole und Riten verschiedener Religionen in sich vereint. Von der Naturreligion bis zur christianisierten Marienverehrung – überall erkennen wir die große Göttin Yemaja.
Yemaya ist Urmutter allen Lebens, Süß- und Salzwassergöttin, Muttergöttin, Göttin der Frauen, der Schwangeren, Gebärenden und Unfruchtbaren, Göttin der Fischer und der Seefahrer, der Schiffbrüchigen und der Toten. Wenn wir uns Yemaja in Gesamtheit nähern wollen, müssen wir uns ihren unterschied-lichen Erscheinungsformen einzeln nähern: (weiter)" Ende Zitat




Anmerkung: Die Ausgabe Schlangengesang 31 enthält auch Literaturtipps aus dem Arun-Verlag. Der Rabenclan hat verschiedene Artikel zu diesem Verlag veröffentlicht.
Wir können im Internet natürlich auch sehen, wie eine andere Yoruba-Göttin, die Göttin Orisha, für Kuba wirbt. Womit wir wieder mal die fruchtbare Verbindung von Politik und Religion vor Augen haben. Natürlich gibt es genauso zu sehen ein "Festival for Oshun", selbstverständlich angeführt von einem wissenden und hoffentlich weisen Mann. Manche Ladies kommen nämlich nicht ganz ohne männliche spirituelle Gebrauchsanweisung aus.










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