Mittwoch, 24. August 2011

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Die Hexen schweigen ... Alles, was wir über die historischen Hexen wissen - jenen unter der Anklage der Hexerei ermordeten Frauen -, wissen wir durch ihre Verfolger, nämlich aus nachgelassenen Prozeßakten und vor allem aus den theoretischen Schriften, die die Verfolgung begründeten. Dreihundert Jahre lang brannten in Europa die Scheiterhaufen, und dies geschah nicht etwa, weil - wie es so oft heißt - eine durch unverständlichen Aberglauben hervorgerufene Volkswut sich in Gewalttaten entladen hätte: Irgendwie sei dieser Wahn plötzlich aufgelebt, habe schreckliche Höhepunkte erreicht und sei dann wieder vergangen, einfach so. In Wirklichkeit waren es die geistliche und die weltliche Obrigkeit, die den Hexen ganz legal den Prozeß machten, gestützt auf eine päpstliche Bulle, sowie auf zunächst theologische, später weltlich formulierte Theorie und auf entsprechende Strafgesetze.
Die Verfolgungen geschahen auch nicht - wie viele meinen - im sogenannten dumpfen Mittelalter, sondern sie setzten Ende des 15. Jahrhunderts gezielt ein, mit dem Beginn der frühen Neuzeit, des Zeitalters von Renaissance und Humanismus. Sie wurden zwei Jahrhunderte hindurch intensiv und ein weiteres Jahrhundert lang mit geringerem Eifer betrieben; 1775 wurde die letzte Hexe in deutschen Landen verbrannt, Anna Schwegelin in Kempten. Nach neuesten Erkenntnissen wurden Millionen umgebracht, zu fast 90 Prozent Frauen; die theoretischen Schriften, die die Grundlage der Verfolgung bildeten, sprechen ausschließlich von Frauen.







Aus:
Erika Wisselinck, Hexen. Warum wir so wenig von ihrer Geschichte erfahren und was davon auch noch falsch ist - Analyse einer Verdrängung. Verlag Frauenoffensive



Nachtrag: Es überrascht natürlich nicht, dass bei Einrichtung eines neuen Studienfaches im Bereich Geschichte sich sofort christliche Organisationen anboten und gerne aufgenommen wurden. Es würde sicher viele Frauen freuen, wenn die Universitäten in Deutschland mit zahlreichen Fakultäten wie beispielsweise auch der medizinischen, sich zunehmend auch für die Forschung dieses Holocausts, dieser systematischen Massenvernichtung insbesondere durch Feuer, mit gleichem Eifer interessierten. Eine weitere nicht zu umgehende Aufgabe ist die internationale Konzeption des Studienfaches Thealogie. Und zwar nicht von esoterisch blinkenden Psychokulten und Falsche-Front-Gruppen aus aller Herren Länder.

















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