Samstag, 14. Juli 2012
















"Bedeutet ein Buch wie „Shades Of Grey“ einen Rückschlag für die weibliche Emanzipation? Oder können derartige sexuelle Fantasien durchaus mit einem emanzipierten Leben vereinbar sein? Muss man sich heimlich schämen, wenn man das Buch mit Freude gelesen hat?"





"Sexuelle Scham ist immer falsch. Wir wissen seit langem, dass es den traditionell weiblichen Masochismus gibt. Er ist der Versuch der Seele, real erlittene Erniedrigung und Schmerz umzumünzen und lustvoll zu besetzen. In ihrem Unterhaltungsroman spielt die 49-jährige E.L. James mit diesen Fantasien, entlässt ihre 21-jährige Anastasia letztendlich jedoch als Herrin der Lage aus der gefährlichen Liebschaft.





"Besteht Ihrer Ansicht nach eine Gefahr, dass Leserinnen durch die Lektüre angeregt werden, sich leichtfertig in möglicherweise gefährliche Situationen zu begeben?"






"Nein, vielleicht sogar das Gegenteil. Die Leserinnen können lernen, mit ihren Fantasien angstfrei und spielerisch umzugehen. Denn Christian, unser charmanter Sadist, tut nichts gegen den Willen von Anastasia. Dennoch: Eine dauerhafte Unterwerfung im Bett greift selbstverständlich auf das ganze Leben über.
Doch sind aktive Sadomasochisten eine extreme Minderheit, „eine Prozentzahl hinter dem Komma“, wie der Sexualforscher Gunter Schmidt sagt. Der gelebte Sadomasochismus ist allerdings eher ein Medienhype. Er ist die Reaktion gewisser Männer auf die erstarkende Emanzipation der Frauen. In einer Welt, in der immer mehr Frauen in die Chefsessel drängen, imaginiert so mancher verunsicherte Mann und Hausherr sich Frauen eben lieber auf allen Vieren als im aufrechten Gang."





















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