Freitag, 4. November 2011

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Update:




Rehabilitierung von Inquisitionsopfern: "Als ob der Vorgang nicht ungewöhnlich genug wäre, reichte Diplom-Theologe Bernhard Meisen einen Gegenantrag ein, der die Stadt ausdrücklich dazu aufforderte, die beiden Frauen nicht zu rehabilitieren. In dem Schreiben heißt es unter anderem, die Umstände des Prozesses aus dem Jahre 1738 seien dem Rat heute zu wenig bekannt, um ein umfassendes Urteil für eine Rehabilitation fällen zu können. Außerdem sei laut Stand der Akten "unbezweifelt", dass die verurteilten Frauen "in abergläubische Praktiken und phytotherapeutisches (pflanzenheilkundliches) Detailwissen" involviert gewesen seien. Im 18. Jahrhundert hätte der Gesetzeslage eben eine andere Weltanschauung zugrunde gelegen. Meisen als Theologe empfände die Revision eines solchen Urteils in jedem Fall als "diffamierend", da sie der Auffassung einer "irrigen Theologie" Vorschub leisten würde. Der fundamentalistische Grundton des Schreibens erhitzte etliche Gemüter in der Landeshauptstadt und ließ die Unterstützung für Vogts Antrag auf Rehabilitierung nur anwachsen: "Es ist erstaunlich, dass noch Menschen existieren, die die Welt offenbar für eine Scheibe halten", kommentiert Jacques Tilly, der Düsseldorfer Karnevalswagendesigner, den Gegenantrag des Theologen ...
Entgegen einer ersten Stellungnahme des Beschwerdeausschusses, in dem er für eine "sozialethische Rehabilitierung von Hexen" keine Notwendigkeit sah, stimmte der Ausschuss am Donnerstagabend (03.11.2011) einstimmig für den Antrag von Vogt." Zitatende.
"Jetzt soll den Frauen im Stadtrat gedacht werden. Zudem ist eine Hexen-Ausstellung im Stadtmuseum geplant, und es wird eine Straßenbenennung ins Auge gefasst. Juristisch ändert sich allerdings nichts: Helena Curtens und Agnes Olmans bleiben formal Hexen".





Kommentator unter diesem verlinkten Artikel: "um das klarzustellen: es handelt sich hier nicht um ein katholisches Gericht, sondern um das weltliche Gericht des protestantisch-reformierten Herzogtum Jülich-Berg! Es geht auch nicht um das Mittelalter, sondern um das Jahr 1738 mitten in der Aufklärung und insbesondere Jülich-Berg mit der Hauptstadt Düsseldorf verstand sich dabei als dem katholischen Köln gegenüber als geistig und moralisch überlegen.
P.S. es ist interessant, daß die Welt-Autoren immer dann wenn es sich um die protestantische Kirche handelt, protestantisch weglassen und konsquent die Antikatholiken sofort loseifern."
Nun, Martin Luther mochte weder Juden noch sogenannte Hexen besonders gerne. Nicht zufällig beteiligen sich so viele protestantische und evangelikale Organisationen recht einseitig im Nahost-Konflikt. Der Dämonenglaube und die Angst insbesondere vor intuitiv begabten Frauen in fundamentalistisch evangelikalen Organisationen entspringt einer zutiefst frauenverachtenden Haltung.
Zitat: "Zur Zeit Luthers wurde allgemein die Existenz von Hexen angenommen; auch er selbst glaubte daran. In seiner Erklärung der Zehn Gebote von 1518 forderte er die Exkommunikation von als Hexen verdächtigten Frauen. In einer Predigtreihe über das Buch Exodus predigte er zwischen März und Mai 1526 auch über Ex 22,17 LUT:„Es ist ein überaus gerechtes Gesetz, dass die Zauberinnen getötet werden, denn sie richten viel Schaden an, was bisweilen ignoriert wird, sie können nämlich Milch, Butter und alles aus einem Haus stehlen […] Sie können ein Kind verzaubern… Auch können sie geheimnisvolle Krankheiten im menschlichen Knie erzeugen, dass der Körper verzehrt wird […] Schaden fügen sie nämlich an Körpern und Seelen zu, sie verabreichen Tränke und Beschwörungen, um Hass hervorzurufen, Liebe, Unwetter, alle Verwüstungen im Haus, auf dem Acker, über eine Entfernung von einer Meile und mehr machen sie mit ihren Zauberpfeilen Hinkende, dass niemand heilen kann […] Die Zauberinnen sollen getötet werden, weil sie Diebe sind, Ehebrecher, Räuber, Mörder… Sie schaden mannigfaltig. Also sollen sie getötet werden, nicht allein weil sie schaden, sondern auch, weil sie Umgang mit dem Satan haben.“







Kommentator: "Die röm.-kath. Kirche war bereits damals sehr geschickt. Sie stellte den Inquisitor und den Hexenjäger. Die Pfaffen stellten die Vergehen der Kätzerei, des Teufelsglaubens pp. fest. Die Pfaffen waren bei der peinlichen Befragung (Folter) dabei. Einer reuigen Hexe wurde Absolution zuteil, dazu, damit sie nach ihrem Feuertod ins Himmelreich eingehen konnte. Das Gerichtsverfahren und die Verurteilung überließ man weitgehendst der Weltlichkeit. So kann man heute als Kirche beruhigten Gewissens behaupten, "man" (die Kirche) habe keine Hexen verbrannt. Das sah zu beginn der Inquisition und "Hexenverfolgung" noch ganz anders aus."
Kleine Recherche bei Amazon zu einer sofort ins Auge springenden Literaturangabe in dem verlinkten Text ("bleiben formal Hexen") mit den zitierten Kommentaren. Bei Amazon wird sehr direkt Werbung in der Rezension für das angegebene Buch gemacht. Weleda, meine ach so schlauen Schreiber, ist eine anthroposophische Marke.
Und "Die Christengemeinschaft ist eine christliche Kirche, die sich als von der Anthroposophie inspirierte, aber selbständige Kultusgemeinschaft[1] versteht. Sie wurde im September 1922 in Dornach (Schweiz) von einer Gruppe von Theologen meist evangelischer Herkunft unter der Leitung von Friedrich Rittelmeyer und mit Hilfe von Rudolf Steiner gegründet."
Ja, auch diese Weltanschauungsgemeinschaft mit dem doch manchmal recht merkwürdigen Menschenbild weiß das Thema "Hexenverfolgung" für sich zu vereinnahmen, genau wie andere Gruppen auch. Selbst die Nazis hatten ihre eigene sogenannte Hexenforschung. Ich muß jetzt nicht mehr sagen zum dortigen Frauenbild? Die Jagd auf unsere falsch blinkenden Frauenfeinde auch unter esoterischer Flagge macht viel Vergnügen, selbst wenn sie anstrengend ist. Mancher merkt es halt erst dann, wenn man ihn oder sie mit dem Kopf in die Scheisse stösst, dass man mit diesem gruppendynamisch antrainierten Konzept der Erleuchtung leider nur einer Form von Gehirnwäsche erlegen ist, die von anderen ausgelöscht wird, weil sie einfach asozial und menschenverachtend ist.

















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