Sonntag, 25. April 2010

Agora

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Der Film "Agora - Die Säulen des Himmels"



Agora" erzählt, wie die Hochkultur im antiken Alexandria von christlichen Fundamentalisten zerstört wird. Im Zentrum: der Mord an der Philosophin Hypatia, deren Werk in der Bibliothek von Alexandria vernichtet wurde. Hier der Trailer zum Film. Und im Forum zum SPON-Interview mit einer polnischen Historikerin, die nicht nur die erotische Film-Rolle stört, eine kleine Kostprobe der Kämpfe. Schade, dass der Film nicht in allen Städten läuft, wie ich im Forum lese. Mag beispielsweise die Stadt Münster nicht? Dabei ist der Bildungsbedarf auch in dieser Stadt groß. Außerdem heute im SPIEGEL ein Artikel über den Wiederaufbau der Bibliothek von Alexandria. Trotz intensiver Suche im Artikel habe ich leider keinen einzigen Frauennamen gefunden.





Nicht nur für Münsteraner hier wieder ein Stück Kulturgeschichte:




"Die Steinbocksymbolik, die ursprünglich jene Lebenskraft bedeutete, die aus dem Dunkel wieder ans Licht führte, wurde mit dem Dunkel selbst identifiziert", schreibt Gerda Weiler. (Ebd., S. 39) Konsequenterweise wurde der Steinbock in der Bibel zum übelriechenden Ziegenbock verwandelt.
Beispielhaft analysiert Weiler eine künstlerische Darstellung im Freiburger Münster aus dem späten 13. Jahrhundert. Auf den ersten Blick zeigt sie die Himmelsgöttin und ihren Steinbock. Doch die schöne nackte Gestalt ist keine Göttin, sondern Voluptas, die Wollust, und das Steinbockfell um ihre Schultern symbolisiert Satan, den Hurenknecht.
Diese und ähnliche Darstellungen der Wollust mit dem Bock waren sehr gebräuchlich in der gotischen Kunst. Wer etwa die berühmte Kathedrale im französischen Auxerre besucht, wird dieses Motiv dort ebenso finden, wie an vielen anderen Orten.
Und wer kennt nicht das berühmte Dürer-Bild "Hexe auf Teufel reitend" (um 1500)? Auf diesem Bild ist alles ins Gegenteil verkehrt, Symbol für das teuflisch Böse im Gegensatz zu rechten Weltordnung des Christentums. Dürer hat das Motiv der Aphrodite - der ehemaligen Himmelskönigin Ischtar - vermutlich auf seiner Italien-Reise kennen gelernt.
Der nackte Körper der Göttin ist zum Symbol der Sünde geworden, der Steinbock - einst das Symbol männlicher Schöpferkraft - ist zum "Leibhaftigen" verkommen, dem eben nur noch der Leib anhaftet, als sichtbares Zeichen seiner Trieb-haftigkeit.
"In keinem Begriff wird die Leibfeindlichkeit des Christentums so eindeutig auf den Punkt gebracht wie in dem Begriff "der Leibhaftige", schreibt Weiler. (Ebd., S. 60) Die symbolische Verschiebung von der Himmelsgöttin und ihrem Steinbock zur Hexe und ihrem teuflischen Hurenbock ist Ausdruck des patriarchalen Dominanzdenkens: Alle Macht liegt in den Händen weniger Männer, Andersgläubige, Juden, Muslime, Frauen werden diffamiert, sie können nur im Verborgenen (über-)leben." (Gerda Weiler)











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