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Der Schleier ist nun besonders dünn, und wer sich in die Stille begibt, wird den eigenen inneren Weg finden, wird vielleicht auch wandern zwischen den Welten. Manche lassen sich in dieser Zeit von Räucherungen inspirieren. Es ist die Zeit der Rauhnächte, die bis zum 6. Januar dauern. Das Wilde Heer tobt durch die Luft und Frau Holle geht um. Diese Göttin hat viele Namen: Holda, im Alpenraum Percht, Berchta, Berta, im nordeuropäischen Sprachraum Hulda. Perchten, die "Leuch-tenden" gehören zum Heidentum. Der Perchtenlauf ist ein bis heute ausgeübter Brauch aus vorchristlicher Zeit in Südbayern und in den angrenzenden Gebieten Kärnten, Steiermark, Salzburg, Tirol, Ober- und Niederösterreich. Ruprecht ist übrigens auch nur eine Percht. Warum wohl die Perchten mit Peitschen aus Tier-schwänzen manchmal auf Hüften und Schenkel der Umstehenden schlagen?
"Um Frau Holles Gestalt rankt sich ein besonders reicher Mythenschatz, durch den sie als Große Göttin in den drei Aspekten der Jungfrau, der Liebesgöttin und der weisen Alten erkennbar ist. Die Zeit der Weihenächte (oder „Mutter-nächte“) vom 25. Dezember bis zum 6. Januar wurde einst als die heiligste Zeit des Jahres gefeiert. In diesen Tagen musste alle Arbeit ruhen. Holla oder Percht, wie die Göttin im alpenländischen Raum genannt wurde, stellte als Gabenbringerin die schenkende Erde dar, der die Menschen alle Gaben für das Überleben im Winter verdankten. Die Menschen sahen sie auch als Wiederbringerin des Lebens, die mit den Seelen der Toten über das Land zog. Vor den zwölf Nächten lag der „Berchtentag“ oder „Holletag“ mit seiner heiligen Nacht am 24. Dezember. Mit einem großen Fest wurde an diesem Tag das Mysterium der Wiedergeburt und die Wiederkehr des Lichts zur Winter-Sonnenwende gefeiert.
(Foto) Weihnachtsstern. Andere Namen sind Adventsstern, Christ-stern, Feuerblume, Hirtenrose, Liebesstern. "Besonders auffällig sind beim Weihnachtsstern die roten Hochblätter, die wie Scheinblüten an den Stengeln leuchten. Dieses "Blütenwunder" geschieht zur Weihnachtszeit." Das Wolfsmilchgewächs wurde 1828 von Dr. Poinsett in Mexiko entdeckt. Sein Bericht und seine Übersetzung des mexikanischen Namens als "Blume der Heiligen Nacht" machten den tropischen Zierstrauch in Europa und Nordamerika bekannt. Viele Indianer in Chiapas benutzen die "chilipfefferroten" Blättersterne als Opfer- und Weihegaben für ihre alten heidnischen Götter oder volkskatholischen Heiligen. Lalapute, "roter Blätterstern-Weihrauch" oder "Lal dhudhiya", "roter Räucherstoff", heißt die aus Blüten, Früchten und den roten Scheinblüten bestehende Rohdroge des Weihnachtssterns auf Nepali. Kali liebt diese Blume am meisten. Lalupate ist nach dem roten Rhododendron ihre bedeutendste Opferblume. Europäern erscheint Kali als indische Schwester der ursprünglich aus Kleinasien stammenden griechischen Zaubergöttin Hekate. Die ganze Pflanze enthält einen ätzenden Milchsaft. Im Florentiner Codex, einer aztekischen Quelle aus dem 16. Jahrhundert, heißt es, man könne diese Pflanze bei Frauen mit geringem Milchfluß anwenden. Der Milchsaft gilt medizinisch als Galaktogen, das heißt als Mittel, das die Milchproduktion fördert. Christliche Missionare bezogen diesen volksmedizinischen Gebrauch auf die nährende Muttergottes und sorgten bei der indigenen Bevölkerung nachhaltig für eine entsprechende Verehrung der Pflanze im Namen Christi Geburt. 

