"Gauck? Ueber den amtierenden deutschen Bundespraesidenten kann ich von New York aus nicht mitreden. Ueber einen moeglichen Bundespraesidenten Gauck dagegen schon. Weil ich mit Juergen Fuchs befreundet war und seinen grossartigen dokumentarischen Roman „Magdalena“ gelesen habe. Fuchs, der im traurigen Monat November 1976 aus dem Auto von Robert Havemann heraus verhaftet wurde und danach neun Monate lang im Stasiknast sass, zeichnet in „Magdalena“ kein sehr freundliches Bild von Joachim Gauck ...
Und Gauck ist in diesem Konflikt jedenfalls kein Verbuendeter des Ex-Haeftlings. Er traegt Schlips und Kragen, quatscht von Versoehnung und moechte gern Bundespraesident werden. Ich kann natuerlich nicht wissen, wie viel daran objektive Wahrheit ist und wie viel subjektive Empfindung. Aber ich haette doch ganz gern, dass im Zusammenhang mit Gauck auch darueber gesprochen wird. Denn Juergen Fuchs ist tot und kann sich nicht mehr zu Wort melden."
Klaus Behnke / Jürgen Fuchs (Hg.)
Zersetzung der Seele – Psychologie und Psychiatrie im Dienste der Stasi
Über staatlich angeordnete Persönlichkeitszerstörung. Original 1995
Original-Verlagsinfo - Antipsychiatrieverlag
"Mit 48 Jahren erlag Fuchs einem Krebsleiden … Fotos von einer Röntgenkanone, die im Geraer Stasi-Gefängnis stand, sowie eine MfS-Studie, in der die Möglichkeit der ›Schädigung durch Beibringung radioaktiver Stoffe‹ dargestellt ist, haben unterdessen den Verdacht nahegelegt, dass "Zersetzung" mehr war als eine psychologische Waffe des SED-Sicherheitsapparates." (FAZ)
Überall auf der Welt setzen Diktaturen und ihre Geheimdienste Sozialtechniken und psychologisches Wissen gegen politische Gegner ein. Mit Hilfe der psychologischen Kriegsführung im Innern, deren Repertoire auch Zwangseinweisung von Andersdenkenden in psychiatrische Kliniken umfasst, soll der Kampf um die Seele gewonnen werden.
Das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) der DDR bildet da keine Ausnahme. Die »Operative Psychologie« der Stasi unterlag strikter Geheimhaltung und diente eindeutigen politischen Zwecken: Eignungs- und Leistungsdiagnostik für Leistungskader und IMs, Überwachung der politischen Zuverlässigkeit und Motivation von Mitarbeitern, Einschätzung von bespitzelten Personen und ihres sozialen Umfeldes, verbesserte Schulungs- und Vernehmungstechniken. Mit Hilfe der »Operativen Psychologie« betrieb das MfS sowohl die gezielte Anwerbung und »Stabilisierung« von Mitarbeitern als auch die systematische »Zersetzung« der Opposition.
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