"Als die Überzeugungskraft der Religionen nachließ, trat die Tiefenpsychologie auf den Plan, um die Rechtfertigung der Patriarchatskultur zu übernehmen. Die 'Analytische Psychologie' ersetzt das theologische Dogma, welches die Göttin dämonisiert, durch das psychologische Dogma, dem matriarchales Bewußtsein zum 'Unbewußten' gerinnt."
"Vom Standpunkt der Patriarchatspsychologie handelt es sich bei der Entwicklung des Jünglings zum Mann grundsätzlich um den Sieg des Sohnes und die Niederlage der Mutter. Ein Mann, der das Weibliche nicht heldisch besiegt, "regrediert durch die Verführung der Muttergöttin zu ihrem Sohngeliebten." (Neumann 1974, 199)
Daraus ergibt sich die Notwendigkeit des Muttermordes für das männliche Bewußtsein; denn dem Helden tritt die festhaltende Erdmutter des Unbewußten als zu überwindender Drache gegenüber", als feindselig verschlingende Mutter, die den Sohn festzuhalten sucht, indem sie sein Geborenwerden verhindert." (Neumann 1974/1949, 136) Keine realistische Bedrohung des Mannes durch die Mutter, sondern Angstprojektionen des männlichen Unbewußten auf die Frau haben bei dieser Phantasie Pate gestanden. Alles kommt darauf an, daß sich der Mann aus der ganzheitlichen Beziehung zum Großen Weiblichen löst".
Gerda Weiler, Der enteignte Mythos.
Eine feministische Revision der Archetypenlehre C.G. Jungs und Erich Neumanns
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