Samstag, 13. Februar 2010

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"Es wird uns zuverlässig überliefert, daß nach Ansicht der Ritter des 14. und 15. Jahrhunderts, aus denen sich schließich das ganze Weltbild des ”Christian Rosencreutz” entwickelte, der Urmensch (Adam) von Gott als Edelmann (nobilis) geschaffen wurde - später aber (durch den Sündenfall) ”seinen Adel verlor”(7): Adel, Freiherrentum ist damit das Geschenk, das eigentlich, nach dem Sinn der Weltschöpfung, jedem Menschen voll zukommt! Dies kann aber nie und nimmer allein durch einen äußeren Gewaltakt (also Sturz einer ungerechten, entarteten Oberschicht!) er-zwungen, wiedergewonnen werden - sondern vorerst, eigentlich ausschließlich, durch einen inneren Vorgang, den Gewinn der ”Tugenden”.
Als Vorzug des echten Edelmannes pries man noch im 15. Jahr-hundert, so lange sich die Kultur der provenzalisch-burgun-dischen Minnesänger auswirken konnte, die Fähigkeit, wie Adam im Paradiese das Göttliche in dem ihm von Gott geschenkten Mit-menschen, also im Weibe, wiederzuerkennen: König Salomo mit seinem Hohelied war da Vorbild und Gewahrsmann.(8)
Und auch hier blieben die Rosenkreuzer nach 1600, zumindest nach den Zeugnissen ihres Gegners Libavius, die treuen Nach-kommen jener Ritter, wenn sie versuchen wollten, ”alles zum ersten Stande des Adams oder Salomonis” zu bringen.(1)





Wiederum lernen wir hier zweierlei: Einmal, daß der ursprüngliche glückliche Zustand (erster Stand), wie ihn Gott für den Menschen erschaffen haben soll, nach den Rosen-Rittern gar nicht eine ferne, verlorene Urzeit darstellte, sondern daß sie überzeugt waren, daß dieses ”verlorene Paradies” in späteren Jahrtausenden, z. B. durch einen Weisen wie Salomo, zuruckgewonnen werden könnte und damit sicher in ihren Zeiten wiedergefunden werden könne.
Zweitens: Daß dieser ”Zustand” dem Einzelnen gar nicht von außen, von oben, also z.B. durch irgendwelche idealistische Revolutionäre, als Geschenk zuzufallen vermag: Durch Wissen und Güte muß ihn der Mensch selber ”erwerben”, wofür eben den Rittern des ausgehenden Mittelalters, genau wie den späteren Rosenkreuzern und Freimaurern, König Salomo ein Sinnbild blieb. Für die orientalischen Mythen, die hundertfach während der Kreuzzüge auch nach Europa drangen und die die Erzählungen von Bibel und Koran noch unendlich ausschmückten, war er ein unermüdlich Liebender, Naturerforscher und Gottsucher auf dem Königsthron.
Unter ihrer ”Universal-Reformation” verstanden damit die Rosen-kreuzer - und eigentlich alle die späteren, von ihnen ausgehenden Gemeinschaften bis in unsere unmittelbare Gegenwart - tatsächlich eine ”Verwandlung der Welt”, aber nicht durch die Gewalt von äußeren politischen Umwälzungen, sondern durch die ”Königliche Kunst der ”Umwandlung” von sich selber, durch Liebe und Wissen, durch die wiedererworbene Fähigkeit, die Welt als ein schöpferisches Spiel göttlicher Kräfte zu sehen."





Sergius Golowin
Die Propheten der Harmonie und die Verwandlung der Welt









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